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Hoher Besuch in Schwenningen
US-Generalkonsul Norman Thatcher Scharpf auf der Suche nach seinen deutschen Wurzeln zu Besuch in Schwenningen auf dem Heuberg
Ein ungewohntes Bild bot sich den Schwenninger Bürgerinnen und Bürgern vor wenigen Tagen vor dem Rathaus. Alle drei Fahnenmasten waren beflaggt. Neben der Bundesflagge und der Schwenninger Fahne wehte auch die Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika mit dem Sternenbanner im Wind. Es hatte sich kurzfristig hoher Besuch angesagt. Der amerikanische Generalkonsul, der seit letztem Herbst seine Dienstgeschäfte in Frankfurt aufgenommen hat, machte im Rahmen einer Reise durch das südliche Baden-Württemberg einen Abstecher in die kleine Gemeinde auf dem Heuberg. Mit drei Personenschützern des hessischen LKA und weiteren drei Mitarbeitern aus dem amerikanischen Generalkonsulat in Frankfurt besuchte er Schwenningen, wo seine Vorfahren herstammen. Drei von vier Großeltern des Generalkonsuls haben deutsche Wurzeln und so nutzte der Generalkonsul die Gelegenheit, die Geburtsgemeinde seines Ur-Ur-Großvaters mütterlicherseits Joseph Leute, der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert war, kennen zu lernen.
Norman Thatcher Scharpf ist seit dem 6. August 2021 Generalkonsul im US-Generalkonsulat Frankfurt. Von August 2018 bis Dezember 2020 war er stellvertretender Leiter des Büros des US-Außenministers, leitete dessen Sekretariat und war für die Organisation der Auslandsreisen des Außenministers verantwortlich. Er ist ein Berufsdiplomat im Rang eines Gesandten-Botschaftsrats.
Weil die Bürgermeisterin ausgerechnet am Tag des Gemeindebesuchs nicht präsent sein konnte, hatte sie die Rathausmitarbeiterin Rita Bosch beauftragt, den Generalkonsul Norman Thatcher Scharpf zusammen mit den anderen Rathausmitarbeiterinnen aufs Herzlichste in Schwenningen zu begrüßen.
Mit großem Interesse besichtigte er die Fotoausstellung „Treffpunkt Heimat“ der einheimischen Journalistin und Autorin Notburg Geibel, die ab Samstag den 7. Mai im Rathaus offiziell eröffnet ist und die Impressionen aus Schwenningen und der reizvollen Umgebung zeigt. Durch die Ausstellung bekam er einen ersten Eindruck von den vielen Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung von Schwenningen.
Im Sitzungssaal des Rathauses nahm die gesamte Delegation Platz, dort wurden alle Anwesenden noch einmal offiziell begrüßt und die Grüße der Bürgermeisterin überbracht.
Rita Bosch informierte den hohen Besuch über die Gemeinde im Allgemeinen und präsentierte dann die Funde, die die Rathausmitarbeiterin Regina Moser im Standesamtsarchiv gefunden und zum einen aus der historischen Schrift umgeschrieben und anschließend ins Englische übersetzt hatte. Diese Auszüge aus dem Archiv wurden dem Generalkonsul anschließend überreicht. Er bedankte sich sichtlich bewegt für die neuen und alten Informationen über seine Vorfahren und sagte, dass er hierdurch viele fehlende Puzzleteile seiner Herkunft finden konnte.
Norman Thatcher Scharpf berichtete davon, dass er seit Mitte der 1990er Jahre in Europa in verschiedenen Positionen in diversen Ländern und Stationen gelebt und gearbeitet habe, die immer entlang der Donau gelegen hätten. Es freue ihn außerordentlich, dass er nun bei der letzten noch fehlenden Station seiner Ahnenforschung zurück an die Wurzeln seiner deutschen Vorfahren gekommen sei. Auch Schwenningen liegt nahe der Donau, die ihn nun schon so lange begleite.
Wichtig war ihm auch ein Besuch in der Pfarrkirche St. Kolumban in Schwenningen. Hier wurde laut der historischen Kirchenbücher des Amtsgerichtsbezirkes Meßkirch im Jahre 1835 der später ausgewanderte Joseph Leute getauft. Außerdem haben dessen Eltern Johann Leute und Martha Leute, geb. Kille im Jahre 1825 dort geheiratet. In diesem Gebäude haben demzufolge wichtige Ereignisse seiner Vorfahren stattgefunden.
Besonders erfreut war der Generalkonsul, als ihm in der 1819 erbauten Kirche das Taufbecken gezeigt wurde. Vermutlich wurden in diesem bereits sein Vorfahren getauft.
Rita Bosch erläuterte, dass zu der damaligen Zeit der ursprüngliche Barockaltar noch direkt unter dem Glockenturm auf der östlichen Seite der Kirche stand. Im Rahmen der Kirchenerweiterung Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde dieser jedoch verkauft und seither schmückt den nun im Westen liegenden Altarraum ein Hochaltarrelief des ortsansässigen Steinbildhauers Oskar Steidle.
Weil der Generalkonsul leidenschaftlich gerne Orgel spielt hatte die Gemeindeverwaltung vorab den Schlüssel zur Orgel und das Einverständnis von Herrn Pfarrer Manter aus der Seelsorgeeinheit Heuberg St. Barbara besorgt, Herrn Scharpf auf der Orgel spielen zu lassen.
Sichtlich bewegt spielte Norman Thatcher Scharpf auf der Mönch-Orgel mit 26 klingenden Registern und 1.645 Pfeifen aus dem Jahre 1992 passend zur österlichen Zeit zwei sehr schöne amerikanische Stücke, was begeisterten Applaus der Anwesenden hervorrief.
Im Anschluss unternahm Norman Thatcher Scharpf mit der gesamten Delegation einen spontanen Spaziergang durch Schwenningen. Er zeigte sich sehr interessiert.
Zur Erinnerung an die Heuberggemeinde erhielt der Generalkonsul im Auftrag der Bürgermeisterin einen Präsentkorb mit Spezialitäten der Region zusammen mit zwei Büchern über Schwenningen überreicht.
Schwenningen hatte beim Generalkonsul einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er kündigte an, noch einmal privat mit seiner Familie nach Schwenningen kommen zu wollen, um sich die Geburtsgemeinde seiner Ahnen, die schöne Umgebung und das Donautal in Ruhe anzusehen und ausgiebig zu erkunden.
Impressionen des Besuches: